Stress ist ein Aktivierungszustand, der uns grundsätzlich hilft zu Überleben. Das zentrale Nervensystem dient dabei der Psyche als eines ihrer physischen Korrelate als Steuerungsschaltzentrale, um den Stress zu regulieren.
Zudem kann Stress als psychobiologisches Konzept verstanden werden, welches
Stressreaktionen auf Stressoren beinhaltet.
Die Fähigkeit unseres Körpers ihn zu regulieren wird neben genetischer Anlage von unserer Emotionsregulationsfähigkeit mit beeinflusst.
Wenn es durch Stressoren zu Stressreaktionen kommt, können wir durch unsere Emotionsregulationsfähigkeit den zugrunde liegenden Stress regulieren.
Bricht Feuer aus, würden wir zum Beispiel im besten Fall gleich darüber nachdenken wo sich der nächste Feuerlöscher befindet. Über den Stressor -Feuer- nachzudenken in dem wir über den Aufenthaltsort des Feuerlöschers nachdenken dient bereits der Regulierung der Stressreaktion.
Entsteht Stress allerdings hauptsächlich durch eine körperlich bedingte Erkrankung werden wir ihn zwar psychisch nicht regulieren, jedoch anders wahrnehmen können, wenn wir dies gelernt haben.
Sowohl die HPA- Achse (Hypothalamus, Hypophysen, Nebennierenachse) als auch das sympathiko-adrenomoduläre System (SaM), sind genetisch angelegt und ihre Funktion wird auch von unserem Beziehungsmuster beeinflusst.
Beziehungsmuster
Dieses wird durch die Interaktion mit unseren Eltern geprägt. Wir lernen durch sie unsere Emotionen zu benennen, zu verstehen, sowie zu regulieren. Unsere automatisierten Erwartungen an unsere soziale Umwelt entstehen während wir als Kinder unsere Bedürfnisse an sie richteten. Wurden diese richtig verstanden und liebevoll erfüllt, können wir später vertrauensvoll in Beziehung mit anderen treten und auch deren Perspektiven einnehmen.
Diese frühkindlichen Erfahrungen bestimmen über unbewusste und automatisierte Stressreaktionen, die wir in sozialen Situationen empfinden.
Das individuelle Beziehungsmuster
Unsere Persönlichkeitsstruktur beinhaltet auch unser individuelles Beziehungsmuster. Zu ihm zähle ich mehr oder weniger gut bewältigte Konflikte, die in der Kindheit auch der Entwicklung dienten, Abwehrmechanismen gegen Gefühle, welche in dieser Zeit entstanden sind, sowie alle möglichen Bewältigungsstrategien, die damals Sinn ergaben, jedoch Teil von psychischen Störungsbildern wurden. Auch Stärken, wie Loyalität und Hilfsbereitschaft oder Schwächen, wie Unpünktlichkeit in Partnerschaft, Freundschaft oder Beruf, sind Teil unseres individuellen Beziehungsmusters.
Stress und Schmerz
Da Stress grundsätzlich ein Aktivierungszustand ist, kann er an sich nicht als gut oder schlecht bewertet werden. Ist er jedoch andauernd vorhanden und beeinflusst auch unser Schmerzerleben, wird dies im physischen und psychischen Sinne als sehr belastend erlebt.
Seine Wirkkreise
Auf ihm basieren zahlreiche psychobiologische Prozesse. Wir spüren ihn, wenn wir lernen, verliebt sind, spielen, uns aufgeregt freuen, Angst haben, Schmerzen empfinden oder streiten.
Welche Umstände uns Stress und in Folge auch Angst machen wurde abgesehen von äußeren Gründen, wie zum Beispiel Erdbeben im Laufe unseres Lebens anhand von sozialen Mustern gelernt.
Individuelle Bewertung
Die persönliche Einschätzung des Stressors spielt für die Reaktion auf ihn eine erhebliche Rolle.
Wie gut wir Stress regulieren können beeinflusst also auch unser Erleben von Schmerzen und psychischem Leid.Das Gute ist, dass auch die Regulationsfähigkeit trainierbar ist. Sie können lernen, wie sie das Erleben von körperlichen Schmerzen verändern.
Kontakt wirkt schmerzlindernd
Dabei helfen gute partnerschaftliche, freundschaftliche aber auch therapeutische Interaktionen.
Die Steigerung von Freude an sozialen Kontakten kann nicht nur psychisch sondern auch physisch schmerzlindernd sein, da zum Beispiel Oxitocin, eines der „Wohlfühlund Antischmerzhormone“ in sozialen Situationen, die uns gut tun, freigesetzt wird.
Mit herzlichen Grüßen,
Nadine Hauswirth
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